Reinigungskräfte zeigen Stärke: Neuer Tarifabschluss bringt spürbares Plus
Sie haben es geschafft: Die Beschäftigten im Gebäudereiniger-Handwerk - zu großen Teilen Frauen - haben in zähen Verhandlungen ein deutliches Lohnplus durchgesetzt. Nach intensiven Gesprächen und dem eindrucksvollen Engagement der Reinigungskräfte wurde in der Nacht zum 15. November in Köln ein wichtiger Tarifabschluss erzielt.
Mehr als das zweifache der Inflation
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während Wirtschaftsexperten für 2024 eine Inflation von 2,2 Prozent und für 2025 maximal 2 Prozent erwarten, haben die Reinigungskräfte eine Erhöhung von insgesamt knapp 11 Prozent über zwei Jahre erkämpft. Für viele Beschäftigte wie unsere Maria bedeutet das: Endlich wieder etwas mehr Luft zum Atmen. Wo vorher jeder Euro zweimal umgedreht werden musste, ist jetzt vielleicht sogar ein kleiner Sparpolster möglich.
Konkrete Verbesserungen ab 2025
Der neue Tarifabschluss bringt den Beschäftigten spürbare Verbesserungen:
- Ab Januar 2025: Plus 0,75 Euro pro Stunde
- Ab Januar 2026: Weiteres Plus von 0,75 Euro pro Stunde
- Damit steigt der Branchenmindestlohn auf 15 Euro in der Lohngruppe 1
Für die Glas- und Fassadenreiniger*innen (Lohngruppe 6) fällt die Erhöhung mit zunächst 0,95 Euro und dann 0,75 Euro noch deutlicher aus. Ihr Mindestlohn erreicht damit 18,40 Euro.
Westfälische Kolleginnen zeigen Präsenz
Die Stärke der Gemeinschaft wurde besonders in Köln sichtbar: Fast 100 Kolleginnen und Kollegen aus Westfalen machten sich auf den Weg zur Verhandlung. Mit Westen, Trillerpfeifen und starken Stimmen machten sie vor dem Verhandlungshotel deutlich: Hier geht es um Menschen, um Existenzen, um Wertschätzung für wichtige Arbeit.
Was bedeutet das im Alltag?
Rechnen wir es durch: Für eine Vollzeitkraft bedeutet die Erhöhung ab Januar 2025 rund 120 Euro mehr netto im Monat, ab 2026 dann noch einmal dieselbe Summe obendrauf. Das kann den Unterschied machen zwischen einer kaputten und einer reparierten Waschmaschine, zwischen Verzicht und einem kleinen Urlaub mit der Familie, zwischen ständiger Sorge und ein wenig mehr Sicherheit.
Historische Entwicklung zeigt Gewerkschaftserfolg
Die Entwicklung der letzten zehn Jahre verdeutlicht die Bedeutung gewerkschaftlicher Arbeit: Von 9,31 Euro im Jahr 2014 auf künftig 15 Euro bedeutet eine Steigerung von über 61 Prozent. Diese beachtliche Entwicklung wurde nur durch das beharrliche Engagement der Reinigungskräfte möglich.
Durchbruch bei Jahressonderzahlung
"Ein besonderer Erfolg ist die Vereinbarung, ab November 2025 über eine dauerhafte Jahressonderzahlung zu verhandeln. Dafür setzen wir uns seit einem Jahrzehnt ein", betont Ulrike Laux vom IG BAU-Bundesvorstand. Die Gesamtsteigerung von über elf Prozent unterstreicht die Bedeutung gewerkschaftlicher Organisation.
Ausbildung wird attraktiver
Auch der Nachwuchs profitiert:
- 1. Lehrjahr: Anhebung um 100 auf 1000 Euro
- 2. Lehrjahr: Plus 115 auf 1150 Euro
- 3. Lehrjahr: Steigerung um 100 auf 1300 Euro
Bedeutende Branche, große Verantwortung
Mit einem Jahresumsatz von über 26 Milliarden Euro und rund 700.000 Beschäftigten ist das Gebäudereiniger-Handwerk das größte Handwerk Deutschlands. Etwa 500.000 Beschäftigte, überwiegend Frauen, erhalten den Branchenmindestlohn. Die endgültige Zustimmung der Tarifparteien muss bis zum 29. November 2024 erfolgen.